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Das Waisenkind

Heldin der ersten Folge der "Terra X"-Dokureihe ist Clover, ein junges Triceratops-Mädchen. Der Paläontologe Eric Lund und sein Team finden Clovers Überreste in der Wildnis von Montana.

S01 F01 | 44 Min. | 20.08.2025 | | UT - AD - DGS
Video verfügbar bis 20.08.2030

In der Wildnis von Montana lebte die Kleine vor 66 Millionen Jahren anscheinend ganz allein. Der Fund verblüfft das Ausgräberteam um Eric Lund sehr, denn offenbar hat sich Clover ganz gut ohne die Unterstützung einer Herde durchgeschlagen.

Als Winzling unter all den Riesen der Kreidezeit war ihr Alltag extrem gefährlich: Imposante Flugsaurier stellten ihr ebenso nach wie der gigantische Tyrannosaurus rex. Ein sehr seltener Fund beweist: T. rex fraßen besonders gern Saurierbabys. Clover allerdings trickste den Riesen immer wieder aus.

Über den Triceratops

Steckbrief: Mit einer Höhe von rund drei Metern und einer Länge von fast neun Metern ist Triceratops der größte und bekannteste der gehörnten Dinosaurier. Der Triceratops war mit rund acht Tonnen Gewicht so schwer wie ein bis zwei ausgewachsene afrikanische Elefanten. Mit zwei Hörnern über den Augen – je einen Meter lang – und einem riesigen knöchernen Nackenschild hinter dem Kopf war er ein imposanter Anblick. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich der Triceratops und der Tyrannosaurus rex ein evolutionäres Wettrüsten lieferten, aus dem der ultimative Angreifer und der ultimative Verteidiger hervorgingen.

Außergewöhnlich gut erhaltene Fossilien belegen, dass Triceratops mit massiven Schuppen bedeckt war, von denen einige so groß wie eine menschliche Handfläche waren. Die sozialen Gewohnheiten von Triceratops sind rätselhaft, da Fossilien meist allein, gelegentlich aber auch in kleinen Gruppen gefunden wurden. Es ist möglich, dass sie gelegentlich kleine Familiengruppen bildeten, ansonsten aber Einzelgänger waren.

Ernährung: Triceratops waren Pflanzenfresser und hatten scharfe, kräftige schnabelartige Schnauzen, mit denen sie die härteren Teile von krautigen Pflanzen fressen konnten: Vermutlich bissen sie diese mit ihren Mäulern ab und zermalmten sie mit ihren Zähnen.

Zeitliche Einordung: Triceratops lebte vor 68 bis 66 Millionen Jahren, im letzten Teil der späten Kreidezeit.

Fundstelle und Lebensraum: Diese Folge spielt in der berühmten Hell-Creek-Formation in Montana, USA, einer der am besten untersuchten Dinosaurierfossilienfundstellen der Welt. Dieser Ort ist die Heimat einiger der bekanntesten Dinosaurier, darunter Triceratops, Tyrannosaurus, Edmontosaurus und Ankylosaurus. Triceratops lebte in einer warmen, üppigen, subtropischen Umgebung, mit hoch aufragenden Bäumen und einer Fülle von Flüssen und Seen. Um eine Umgebung zu finden, die dem kreidezeitlichen Montana am ehesten ähnelt, entschied sich das Filmteam für Sao Miguel auf den Azoren: Viele Pflanzen an diesen Orten stimmten mit fossilen Pflanzen aus Hell Creek überein wie Fächerpalmen, Schachtelhalme und Ingwerpflanzen.

Fakten zur Paläontologie

Wie lange dauert es, ein Dinosaurierfossil vollständig freizulegen und zu reinigen?
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel von der Art des Gesteins, der Größe des Fossils und der Umgebung. Manchmal wird ein Fossil auf natürliche Weise erodiert und liegt auf dem Boden – bereit, eingesammelt zu werden. In anderen Fällen kann es in besonders hartem Gestein und unter schwierigen Bedingungen Jahre dauern, bis die Fossilien ausgegraben und anschließend gereinigt sind. Der in Folge 5 gezeigte Utahraptor-Block ist ein solches Beispiel: Zehn Jahre nach seiner Ausgrabung und 3500 Stunden Präparationsarbeit später wird er noch immer bearbeitet.

Woher wissen Wissenschaftler anhand der Fossilien, wie Dinosaurierarten aussahen?
Es ist schwierig, anhand von Fossilien zu erkennen, wie ein Dinosaurier aussah, aber Wissenschaftler können auf verschiedene Arten nach Beweisen suchen. Erstens können sie die Knochen auf Muskel- oder Keratinansatzpunkte untersuchen, die deutliche Abdrücke auf den Knochen hinterlassen und auf Bereiche hindeuten, die stärker bemuskelt oder mit Keratinschichten bedeckt waren. Zweitens können Forscher nach Spuren von Hautabdrücken suchen, die Aufschluss darüber geben, ob ein Dinosaurier schuppig, gefiedert oder etwas dazwischen war. Manchmal enthalten Haut- oder Federfossilien sogar versteinerte Pigmentzellen, die es ermöglichen, die Farbe bestimmter Dinosaurier zu erkennen. Schließlich nutzen Wissenschaftler die vergleichende Anatomie, also jene Wissenschaft, die die Anatomie ausgestorbener Tiere mit der ihrer modernen Gegenstücke vergleicht, um zu sehen, wie moderne Tiere mit ähnlichen Merkmalen aussehen. Diese Informationen können sie dann auf ausgestorbene Dinosaurier übertragen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie sie ausgesehen haben könnten.

Wie hat sich die Paläontologie im Laufe der Jahrzehnte entwickelt?
Die Paläontologie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch weiterentwickelt, und die Technologie hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Das digitale Scannen von Fossilien ermöglicht es, sie zu untersuchen und 3-D-Modelle zu erstellen, ohne das Originalmaterial zu beschädigen, und Details zu entdecken, die sonst unbekannt geblieben wären. Auch die Fortschritte in der Mikroskopie haben entscheidend dazu beigetragen, dass Wissenschaftler noch feinere Details in den Knochen untersuchen können.

Welche früheren Ansichten über Dinosaurier haben sich im Zuge des wissenschaftlichen Fortschritts geändert?
Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die in jüngster Zeit in Bezug auf Dinosaurier gewonnen wurden, ist die Tatsache, dass viele Arten wahrscheinlich Federn hatten – in der Reihe werden auch ein "wuscheliger" Albertosaurus und ein voll befiederter Utah-Raptor gezeigt. Es wird immer deutlicher, dass Dinosaurier dynamische, komplexe Tiere waren: Sie hatten offenbar ausgefeilte Raubtiertaktiken, ein kompliziertes Balzverhalten und interessante Kommunikationsmethoden.

Dino-Wissen

Die Nicht-Vögel-Dinosaurier beherrschten die Erde 140 Millionen Jahre lang. 

Der zeitliche Abstand zwischen dem Lusotitan, der ältesten vorgestellten Art, und dem Triceratops, der jüngsten vorgestellten Art, beträgt etwa 80 Millionen Jahre – ganze 14 Millionen Jahre länger als der Abstand zwischen dem Triceratops und dem Menschen.

Vögel sind nicht nur die Nachfahren von Dinosauriern ‒ sie sind selbst Dinosaurier. Genauer gesagt, Theropoda-Dinosaurier, der Zweig, zu dem Giganten wie T. rex und Spinosaurus gehören.

Dank der Fortschritte in der Paläontologie und Paläobiologie weiß man heute mehr über Dinosaurier als je zuvor – in einigen Fällen sind Haut, Pigmente und sogar innere Organe erhalten. Dies ermöglicht es den Wissenschaftlern, sich ein vollständigeres Bild davon zu machen, wie diese Tiere aussahen.

Von vielen Dinosauriern weiß man heute, dass sie Federn hatten. Der Albertosaurus in Folge 3 ist mit pelzähnlichen Federn bedeckt, was man dank fossiler Belege von verwandten Arten, die diese Details perfekt erhalten haben, vermuten kann. Der neun Meter lange Tyrannosaurus aus China, Yutyrannus, hatte ein zotteliges Fell und ist derzeit das größte bekannte gefiederte Tier.

Unter Dinos – Geheimnisse der Urzeit: Triceratops Clover - das Waisenkind
Streamen ab 20. August 2025
TV-Erstausstrahlung ZDF am 24. August 2025, 19:30 Uhr

Film von Stephen Cooter, Owen Gower, Tom Hewitson
Deutsche Fassung: Ruth Omphalius

Redaktion TV Katharina Kolvenbach
Redaktion Online Michael Büsselberg

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