Uli Kunz, 1975 im Schwarzwald geboren, ist Meeresbiologe, Naturfotograf und ausgebildeter Forschungstaucher. Zusammen mit vier Freunden hat er die Forschungstauchgruppe submaris gegründet. Sie bearbeiten Forschungsaufträge und werden von Produktionsfirmen und Fernsehsendern als Kameramänner gebucht. Kunz ist unter anderem für wissenschaftliche Institutionen wie das Alfred-Wegener-Institut und das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in den Weltmeeren im Einsatz. Für "Terra X" ist er in der zweiteiligen Dokumentarreihe "Faszination Wasser" das erste Mal als Moderator vor der Kamera zu sehen.
Was macht Wasser für dich so faszinierend?
Ohne Wasser wäre die Erde ein lebloser Planet. Wasser hat in Form von Flüssen, Meeren und Gletschern einen Großteil der Oberfläche geformt, dringt aber auch tief in die Erde ein und bildet dort riesige Tunnel und Kavernen. Und überall findet sich Leben, dessen Grundlage dieses seltsame Molekül H2O darstellt.
Was magst du am Tauchen am meisten?
Einerseits finde ich Begegnungen mit wilden Tieren sehr spannend, andererseits liebe ich auch die dunklen Bereiche unter der Erde und die eher leblosen Wasserhöhlen, deren fremdartige Welten mich immer wieder umhauen.
Du standest zum ersten Mal als Moderator für "Terra X" vor der Kamera ...
Die Drehreisen haben mich begeistert. Mit erfahrenen Teams zusammenzuarbeiten ist immer sehr motivierend. Wir haben uns gegenseitig inspiriert.
Welches Thema in der "Terra X"-Dokumentation "Faszination Wasser" findest du besonders spannend?
Auf den Bahamas sind wir in wassergefüllte Höhlen hineingetaucht. Diese Märchenwelt aus riesigen Hallen, über und über verziert mit gewaltigen Tropfsteinen, macht mich sprachlos. Für uns ist das ein lebensfeindlicher Raum, nur mit umfangreicher Ausrüstung zu erreichen. Aber wir haben hier eine Art Urzeit-Krebs gefunden, der nur in solchen Höhlen lebt. Ein winziges Tier, hervorragend angepasst an seine Umgebung und erst seit wenigen Jahren überhaupt bekannt.
Was waren deine gefährlichsten Erlebnisse während des Drehs?
Ich habe mich auf Spitzbergen in der Arktis in einen 40 Meter tiefen Eisschacht im Gletscher abgeseilt, bin durch eine gewaltige Höhle in der Schweiz geklettert und habe mit Tauchausrüstung stundenlange Tauchgänge in einem Höhlensystem auf den Bahamas unternommen. Aber was mich dann ins Krankenhaus gebracht und für zwei Tage arbeitsunfähig gemacht hat, war ein winziger Nierenstein am letzten Drehtag in den USA.
In dem "Terra X"-Zweiteiler "Faszination Wasser" werden viele Themen angesprochen. Ist zum Thema Wasser damit alles gesagt?
Wir könnten vermutlich noch hundert weitere Filme machen, wenn wir das wollten, und es bliebe immer noch ein Großteil unserer irdischen Wasserwelten unerforscht.
Welche Forschungsreise steht als nächstes an?
Im Augenblick bereite ich mich auf eine Reise nach Grönland vor. Dort versuchen wir mit einem kleinen Team, für eine Fernsehproduktion Filmaufnahmen unter dem Eis zu machen. Die Logistik ist eine große Herausforderung. Wir haben schon vor einem halben Jahr umfangreiche Ausrüstung mit einem Frachtschiff verschickt, weil wir gar nicht alles auf einmal dorthin transportieren können. Die Tauchgänge bei einer Wassertemperatur von -1,5 Grad Celsius werden sicher sehr erfrischend.
Was ist das Thema deiner Fotoshow, auf was möchtest Du aufmerksam machen?
In meinen Fotoshows erzähle ich von meinen Reisen als Forscher und Naturfotograf und nehme die Zuschauer mit in diese fantastische Unterwasserwelt, die in großen Teilen noch völlig unerforscht ist. Bei den Tauchgängen auf der Leinwand präsentiere ich Bilder von meinen Begegnungen mit Haien, Walen, Robben und bizarren Lebewesen der Ozeane. Ich möchte dem Publikum Zusammenhänge erklären und die Zuschauer mit meinen Bildern von der Vermüllung der Meere, der Überfischung oder der globalen Erwärmung aufrütteln. Der Ozean ist der bei weitem größte Lebensraum auf unserem Wasserplaneten, und wir sollten alles daran setzen, ihn mal etwas besser zu behandeln.
Die Fragen stellte Ricarda Schlosshan.