Recycling, Reparaturwerkstätten, Solarpanels – Decathlon formuliert viele Ansätze, um den ökologischen Fußabdruck seiner Produkte zu verbessern. Umweltreporter Sherif Rizkallah will wissen, ob das auch dort gilt, wo Decathlon produzieren lässt. Spoiler: Es ist ziemlich krass!
"Sport für alle", ist das Motto des französischen Unternehmens. Und das kann nur funktionieren, weil Decathlon Fast Fashion in großen Mengen produziert und deshalb so günstig sein kann.
Trotz der Discounter-Preise ist auf Decathlons Webseite von "wichtigen Hebeln" die Rede, um eigene Klimaziele zu erreichen und beispielsweise Textilmüll zu vermeiden. Doch wie kann ein Sport-Discounter, dessen Geschäftsmodell darauf basiert, möglichst viele Produkte möglichst günstig zu verkaufen, nachhaltig sein?
Höchste Zeit, sich die Sache einmal genau anzuschauen. Sherif reist zusammen mit der Chemikerin und approbierten Pharmazeutin Viola Wohlgemuth nach Bangladesch zu Textilfabriken, in denen auch für Decathlon produziert wird. Viola hat den Fokus ihrer Arbeit auf die Textilindustrie gelegt, und kennt die Situation in Bangladesch. Sie kann uns helfen, einen Blick hinter die Kulissen der Fast-Fashion-Industrie zu werfen.
Bei der Produktion in den Textilfabriken entsteht ein Großteil der Emissionen, die Decathlon reduzieren möchte, und auch ein Großteil der industriellen Abfälle, insbesondere Textilreste aus synthetischen Fasern. Um seine Lieferkette sauber zu kriegen, werden auch Decathlons Zulieferer in die Pflicht genommen: Solarpanels, Abwassermanagement, CO2-Reduktion, Code of Conduct, das ganze Programm. Wobei - "in die Pflicht nehmen" hier ein eher loser Begriff ist, wie Umweltreporter Sherif lernen muss.
Auf seiner Reise gewinnt Sherif nicht nur den Eindruck, dass die Dekarbonisierung der Lieferkette in einem Land wie Bangladesch, das auf fossile Stromerzeugung setzt, kaum funktionieren kann. Es geling ihm auch herauszufinden, was vor Ort mit Textilresten aus der Produktion passiert. Zwar hatte Sherif keine großen Illusionen, was die Entsorgung von Textilmüll in Bangladesch angeht, aber was er vor Ort gesehen hat, hat ihn dann doch schockiert.
Zurück in Deutschland will Sherif wissen, was von der Aussage des Sport-Discounters, PFAS-Chemikalien aus seinen Produkten zu verbannen, zu halten ist. PFAS sind sogenannte Ewigkeitschemikalien, die in der Umwelt nur sehr schwer abbaubar sind. Decathlon hatte sich das Ziel gesetzt, ab 2022 keine PFAS mehr in seinen Textilien zu verwenden. Mithilfe eines neuen, erst seit einigen Monaten zertifizierten Verfahrens lässt er neun verschiedene Decathlon-Produkte beim Bremer Umweltinstitut auf ihren PFAS-Gehalt testen.
Das Ergebnis ist ein echter Knaller. Decathlon stoppt vorerst den Verkauf eines Trekkingzelts.
Transparenzhinweis:
Dr. Viola Wohlgemut arbeitet seit dem 15.09.2025 für Deutsche Umwelthilfe e.V.
Ein Film von Svaantje Schröder
Kamera: Ray Bandelin / Leonard Bendix / Henrik Eichmann
Schnitt: Henrik Eichmann / Fiona Kurtz
Redaktion: Sven Brandhuber / Carsten Meyer
Leitung der Sendung: Cathérine Kipp