Die meisten Kinder in der Stadt Kokura in Japan wissen, wie das Wetter vor 80 Jahren war: Es war neblig am 9. August 1945. Das hat die Geschichte für immer verändert. Denn ohne Nebel hätte ein Flugzeug eine Atombombe auf die Stadt abgeworfen. Doch die Sicht für die Piloten war zu schlecht. Stattdessen flogen sie Nagasaki an. "Bis heute ist Kokura in Japan ein Symbol dafür, wie eng Glück und Unglück beieinander liegen können", erzählt Takuma Melber. Er ist Experte für die Geschichte Japans. Wegen des Unglücks kennen zugleich überall in der Welt Menschen die Namen Nagasaki und Hiroshima.
Denn damals vor 80 Jahren wurden die Städte von der schlimmsten Waffe getroffen, die wir Menschen erfunden haben: der Atombombe. Die erste wurde am 6. August 1945 über Hiroshima abgeworfen. Die zweite folgte wenige Tage später über Nagasaki.
Bei der Explosion entstand eine gewaltige Druckwelle. Eine unvorstellbare Hitze wurde freigesetzt und verbrannte alles ringsum. Zehntausende Menschen verloren ihr Leben.
Doch warum kam diese entsetzliche Waffe zum Einsatz? In Asien tobte zu jener Zeit noch der Zweite Weltkrieg, der in Europa beendet war. Es kämpften unter anderem noch die USA und Japan gegeneinander. Es sah so aus, als könnte der Krieg noch Jahre dauern. Das wollte die Regierung der USA unbedingt verhindern. "Die Atombombe sollte als Abschreckung dienen. Und man wollte damit den Krieg schnell beenden", erklärt Takuma Melber.
Zuerst wusste man in Japan gar nicht genau, was passiert war. Angriffe und Bomben gehörten für die Menschen damals beinahe zum Alltag. Aber diese Art Zerstörung war neu. "Selbst die Erfinder der Atombombe waren vom Ausmaß überrascht", sagt der Fachmann. Erst nach dem Abwurf wurde ihnen klar, welche dramatischen Folgen diese Bomben haben.
Unzählige Menschen starben auch noch später an den Folgen der Atombomben. Denn die Explosion setzte gefährliche Strahlung frei. Man nennt das Radioaktivität. Das hat mit Material in der Bombe zu tun.
Gedenken am Mahnmal für die Opfer des Atombomben-Abwurfs vor 78 Jahren in Hiroshima
Quelle: AP
Die Strahlenkrankheit stellte Fachleute vor ein Rätsel: Den Menschen fielen etwa die Haare aus, und man wusste nicht, ob das ansteckend ist. "Für die Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki bedeutete das doppeltes Leid. Denn sie wurden von der Gesellschaft gemieden und ausgegrenzt", sagt Takuma Melber.
Den Toten, Verletzten und ihren Familien ist ein Gedenktag am 6. August gewidmet. Da schauen wohl auch viele Menschen in Kokura zum Himmel. Vielleicht ist es nebelig.
Dieser Text ist von der Kinder-dpa.